So vergessen Sie nie wieder den Inhalt von gelesenen Büchern

Der erste Schritt zur Abspeicherung des Inhalts eines Buches besteht darin, die wichtigsten Punkte des Buches nach dem Lesen schriftlich zusammenzufassen. Diese Zusammenfassung sollten Sie dann in Ihrer Wissenssammlung abheften, sodass Sie diese jederzeit nachschlagen und wiederholen können. Anschließend können Sie das hier beschriebene System zur verteilten Wiederholung anwenden.

System zur verteilten Wiederholung

Um den Inhalt eines gelesenen Buches ins Langzeitgedächtnis zu bringen, sollten Sie Ihre Zusammenfassung mithilfe von einem für Sie geeigneten Wiederholungsschema wiederholen. Ein solches Wiederholungsschema könnte beispielsweise eine Wiederholung des Lernstoffs nach folgenden Zeiträumen vorsehen: nach zwei Stunden, nach einem Tag, nach einer Woche, nach einem Monat, nach drei Monaten und nach einem halben Jahr.

Darstellung der Vergessenskurve bei verteilter Wiederholung
Darstellung der Vergessenskurve bei Anwendung der verteilten Wiederholung

Diese Werte sind natürlich nur Richtwerte, welche Sie an Ihr persönliches Lernverhalten anpassen können. Bei der Erstellung Ihres eigenen Wiederholungsschemas sollten Sie jedoch einige Dinge beachten. Zunächst ist es wichtig, dass die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Wiederholungen mit jeder erfolgreichen Wiederholung sukzessive zunehmen. Es bringt nämlich nichts, etwas bereits Gelerntes zu wiederholen, bevor es nicht teilweise vergessen wurde. Denn je schwieriger es für Ihr Gehirn ist, sich an etwas zu erinnern, desto stärker wird die Verbindung zu dieser Information in Ihrem Gedächtnis trainiert. Daher sollten Sie Ihrem Gehirn nach jeder erfolgreichen Wiederholung die Gelegenheit geben, Teile der Informationen zu vergessen, damit die nächste Wiederholung Ihrem Gedächtnis auch tatsächlich etwas abverlangt. Das Vergessen von (Teil-)Informationen ist also ein wesentlicher Teil des Lernprozesses und hilft Ihnen dabei, diese Informationen ins Langzeitgedächtnis zu bringen.

Bei einer erfolglosen Wiederholung sollte der zeitliche Abstand bis zur nächsten Wiederholung jedoch kürzer sein als bei einer erfolgreichen Wiederholung. Dabei zeichnet sich eine „erfolgreiche“ Wiederholung dadurch aus, dass Sie die zu lernenden Informationen komplett oder zumindest zum Großteil richtig abrufen konnten. Beim Lernen von Vokabeln ist dies beispielsweise sehr einfach zu bewerten, da es dort nur richtige oder falsche Antworten gibt. Beim Lernen von größeren Informationsmengen können Sie dagegen ein Bewertungssystem einführen, um zu entscheiden, ob eine Wiederholung erfolgreich war. Dazu kann man zum Beispiel jede Wiederholung auf einer Skala von eins bis fünf Punkten bewerten und eine Wiederholung als erfolgreich klassifizieren, wenn man der Wiederholung mindestens vier Punkte gegeben hat.

Anwendung der verteilten Wiederholung

Um Ihre Zusammenfassungen nach den genannten Zeiträumen zu wiederholen, können Sie ein Programm oder eine App wie beispielsweise Anki nutzen. Darin legen Sie zunächst für jede Zusammenfassung einen Eintrag ein. Dazu können Sie entweder die Zusammenfassungen abfotografieren oder jeder Seite bzw. Zusammenfassung in Ihrer Wissenssammlung eine nach Bereichen geordnete Nummer zuweisen (z. B. Ernährung.23), um diese zu referenzieren.

Abbildung eines Anki-Eintrags mit oder ohne Bild
Erstellung eines Anki-Eintrags mit Bild oder mithilfe einer zugewiesenen Nummer

Nachdem Sie Ihre Zusammenfassungen eingetragen haben, erinnert die App Sie daran, wann Sie welche Zusammenfassungen wiederholen sollen. Bei jeder Wiederholung versuchen Sie, sich an alle wesentlichen Punkte der jeweiligen Zusammenfassung zu erinnern. Anschließend prüfen Sie Ihre Erinnerungsleistung mithilfe der Zusammenfassung und bewerten, wie erfolgreich die Wiederholung der Zusammenfassung war. Bei einer erfolgreichen Wiederholung müssen Sie die Zusammenfassung erst zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen. Wenn Sie jedoch vieles von der Zusammenfassung vergessen haben, sollten Sie diese nach kurzer Zeit erneut wiederholen.

Abbildung der Antwortmöglichkeiten in Anki
Abbildung der verschiedenen Bewertungsmöglichkeiten zur Festlegung des Wiederholungsintervalls in Anki

Allerdings nutzen Anki oder vergleichbare Programme ein vordefiniertes Wiederholungsschema, welches möglicherweise für Sie nicht optimal ist. Deshalb können Sie auch Ihr eigenes System zur Wiederholung erstellen, indem Sie für jede Zusammenfassung eine Karteikarte mit der entsprechenden Nummer (z. B. Ernährung.23) anlegen und in einer Lernkarteibox verwalten. Eine Lernkarteibox ist eine Box mit sechs Fächern zur Ablage von Karteikarten. Damit können Sie alle Karten bzw. die dadurch referenzierten Zusammenfassungen nach Ihrem eigenen Wiederholungsschema wiederholen. Beispielsweise können Sie alle Karten im ersten Fach nach zwei Stunden, im zweiten Fach nach einem Tag, im dritten Fach nach einer Woche, im vierten Fach nach einem Monat, im fünften Fach nach drei Monaten und im sechsten Fach nach jedem halben Jahr wiederholen. Dabei rückt die jeweilige Karteikarte nach jeder erfolgreichen Wiederholung ein Fach weiter. Sollten Sie hingegen einiges von einer Zusammenfassung vergessen haben, legen Sie diese in das erste Fach zurück und starten den Wiederholungsprozess neu. Damit Sie wissen, wann Sie die Zusammenfassungen das nächste Mal wiederholen müssen, sollten Sie nach jeder Wiederholung auf die jeweilige Karteikarte das Datum der nächsten fälligen Wiederholung schreiben. Wenn Sie beispielsweise eine Zusammenfassung aus dem dritten Fach erfolgreich wiederholt haben, schreiben Sie das jetzt noch einen Monat vorausliegende Datum auf die Karteikarte und legen diese in das vierte Fach.

Unabhängig von dem System, welches Sie zur Verwaltung Ihres Lernstoffs verwenden, sollten Sie täglich eine halbe Stunde zur Wiederholung des Lernstoffs einplanen. Dadurch werden Sie keine Probleme haben, sich an Ihr Wiederholungsschema zu halten und den Lernstoff ins Langzeitgedächtnis zu bringen.

Aktive Wiederholung

Bei jeder Wiederholung einer Ihrer Zusammenfassungen sollten Sie diese nicht einfach nur durchlesen, sondern aktiv erneut abspeichern. Dazu sollten Sie zunächst aus Ihrem Gedächtnis alles aufzählen, an das Sie sich noch aus dem Buch erinnern. Idealerweise machen Sie dies schriftlich, zum Beispiel in Form einer kleinen Mind-Map. Danach gehen Sie Ihre Zusammenfassung durch und merken sich besonders die Dinge, welche Sie vergessen haben. Wenn Sie sich nicht an alles erinnern konnten, sollten Sie sich nach kurzer Zeit erneut testen. Diese Übung sollten Sie so lange durchführen, bis Sie sich alles Wichtige gemerkt haben und dies auch abrufen können.

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